Milliarden

Bauern

Ich möchte vorausschicken, das mein Verhältnis zur Bauernschaft geprägt ist durch die Erzählungen meiner Großeltern und Eltern, die , geflüchtet unter Beschuß in Angst um Leib und Leben, nur mit dem Nötigsten im Handwagen und den Kindern an der Hand in Niedersachsen ankamen, verteilt wurden in ein kleines Dorf (wo meine Eltern sich später lieben- aber viel früher kennenlernten). Keiner von ihnen hatte Verwandte hier und weiterreisen ließ man sie nicht. Die folgenden Jahre waren geprägt von einer durch Geringschätzung des verlausten Packs das man Ihnen zumutete und daraus resultierender Behandlung der zwangsweise Zugeteilten. Da war kein Zusammenrücken und hätte mein Opa die heutigen Bemühungen , oder allein den Begriff der Willkommenskultur noch miterleben dürfen hätte er sich sehr gefreut. Er war ein rechtschaffender Mann. Alle haben gearbeitet. Bei den Bauern.

Prägung ist etwas furchtbar schwer Abzulegendes. Hinzu kommt, das mich in der 7 Klasse Gymnasium der Dünkel der Großbauern in Gestalt einer Bauerstochter zur Unwerten einer höheren Ausbildung machte. Arbeiterkinder hätten dort nichts zu suchen. Sie kam nur dank der schnellen Reaktion eines engagierten Pädagogen um eine echt proletarische Abreibung herum. Schlimm ist das man in den 80 ern viel tat um die Ungleichheit der Chancen zu minimieren, aber in manchen Köpfen bliebt man immer unter sich. Eigentlich müssten der Dame die heutigen Verhältnisse gefallen. Sehr.

Also was will ich nach dieser langen und vielleicht unnützen Einleitung schreiben? Ich bin ja sowas von voreingenommen!

Die Dürre

Menetekel der kleinen wie großen Agrarunternehmer. Ernteausfälle, mindere Qualität, Mangel.

Die Produktion unserer Nahrungsmittelgrundlagen vor Ort ist ausgetrocknet.

Hilfen werden eingefordert, in Millionen wird der Verlust vorgetragen. der ausgeglichen werden muß, da sonst Existenzen auf dem Spiel stehen und die Volksernährung.

Wirklich? Und woher kommt dieses selbstverständlich eingeforderte Recht auf Hilfe?

Würde Deutschland verhungern? In unserer globalen Wirtschaft ist das eher unwahrscheinlich. Und beinhaltet unsere zugegebenermaßen reichlich gruselige Struktur des freien Unternehmertums nicht auch das unternehmerische Risiko?

Klar würde ich dumm gucken, wenn die Butter, das Brot und all die vielen nicht nur Lebens-mittel in denen sich landwirtschaftliche Produkte befinden nicht mehr in 10er Reihen in den Supermärkten zu finden wären, oder ein verzweifelter Landwirt seine Viecher freiließe, damit sie sich in der Nachbarschaft der pendelnden Zugezogenen etwas zu fressen suchen könnten.

Profitoptimierte Abläufe haben uns Riesenmastställe, Güllebecken in Seegröße, Unkrautvernichtungsmittel mit undenkbaren Nebenwirkungen, daher unbedenklich, beschert, gentechnisch veränderte Saaten killen die Häschen und Rehlein auf dem Felde. Und all dies unter dem Deckmäntelchen der Landschaftspflege.

Nicht das ich den Wert der Arbeit geringschätze und die Verlustängste nicht verstünde. Hartz IV hat dafür gesorgt, das jeder Arbeitnehmer diese sehr gut kennt. Du kannst alles verlieren übers Jahr. Und erst wenn alles aufgebraucht wurde, all die Mühe verzehrt ist, die man vielleicht in den Bau oder eine Versicherung fürs Alter gesteckt hat, hilft Dir die Solidargemeinschaft. Und Ihre Hilfe, also unsere Hilfe, wurde geknüpft an verwaltungstechnische Vorgänge, die mit Menschenwürde sowenig zu tun haben das man sich schon schämen kann.

Im gleichen Umzu sind die Milliardenhilfen für industrielle Verbände so dermaßen daneben das mir schlicht die Worte fehlen. Nur eine kleine Aufzählung: Bankenhilfe, Gesetzgebung, die verhindert das der Verbraucher sich wehren kann, siehe Dieselabgasskandal und all die anderen Hebel die fest in den Händen der Lobbyisten unsere Politik steuern.

Und jetzt die Agrarlobby.

Wird sie dafür sorgen das jeder der Hilfe braucht diese auch erhält,oder wird der Staat mit der Gießkanne dafür sorgen das es überall wieder sprießt und grünt? Werden wir Bürger, um deren Geld es ja schlußendlich geht, Rückzahlung, Dankbarkeit oder vergünstigte Produkte erwarten dürfen, als Goodie fürs foundraising?

In einer idealen Welt wäre die Lösung das jeder gleichwertig betrachtet seinen Beitrag zum Gemeinwohl leistet. Hilfe wäre allenthalben. Systemimmanent.

In unserer Welt fressen die Großen die Kleinen. Unersättlich. Also wird wohl kaum ein Kleinbauer vergünstigte Kredite, Bürgschaften oder Subventionen einstreichen, stattdessen werden die größeren Nachbarn die kleinen Flächen Ihren Latifundien zuschlagen und Städter mal wieder einen Resthof restaurieren.

Es geht nicht darum den Bauern zu helfen, es geht darum Gewinneinbrüche börsennotierter Konzerne zu vermeiden, deren Einbindung in eine solidarische Gemeinschaft schlicht ins Reich der Märchen gehört.

Es tut mir wirklich leid für ernsthaft arbeitende Menschen, dazu gehören sicher auch viele bäuerliche Betriebe, die den äußeren Umständen geschuldet in Schieflage geraten. Aber fußend auf die grundgesetzlich verankerte Gleichheit aller hier lebenden und arbeitenden und lernenden Menschen. Keiner ist durch seinen Stand gleicher als Andere. Aber offensichtlich kann man sich dazu machen. Orwell ist doch echt ein Klassiker.

Gehe jetzt lesen und beruhige mich wieder.

 

 

 

 

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